​​Hallo Ihr Lieben,
schön, dass Ihr alle da seid, Ich wäre ja gern selbst persönlich anwesend, aber Gustav Krebs, mein letzter organischer Mitbewohner, war der Meinung sich komplett in mir breit zu machen, so dass ich leider keine Chance mehr hatte, hier höchstpersönlich aufzuschlagen.
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Jens würde jetzt sagen: Musst du immer das letzte Wort haben?"
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Ja, mein Schatz, gönn es mir einfach, mich von all meinen Lieben zu verabschieden und meine Reise auf diesem Planet Revuepassieren zu lassen.
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Ich habe gern gelebt, denn mein Leben war dank Euch ein wundervolles - bis auf die Einmischung von Gustav der penetranten Nervensäge.
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Auch wenn Vati nach 3 Plagegeistern der Meinung war, dass er doch lieber Holz gehackt hätte, so denke ich, dass das Körbel Holz eine Bereicherung in Eurem Leben war. Mir hats jedenfalls gefallen, das Nesthäkchen zu sein, denn lernfähig wie ich war, habe ich aus den Fehlern meiner lieben Geschwister gelernt und bin so manchen Repressalien entgangen. Soll heißen, im richtigen Augenblick schön den Mund halten und nur dann mit der Sprache rausrücken, wenn's brenzlig wird.
Mein lieber Ralf, ich weiß gar nicht, ob ich mich jemals bei Dir entschuldigt habe, aber sei versichert, dass ich mein neunmalkluges Auftreten bereue, als du mir in Krankheitstagen Geschichten vorgelesen hast und ich dich korrigierte, obwohl ich noch gar nicht lesen konnte. Ich hatte zwar recht, aber ich hätte das nicht so offen zeigen sollen. Ich hoffe, du hast mir verziehen.
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Meine liebe Mandy: habe ich dir irgendwann mal gesagt, dass ich dich im Grunde meines Herzens ein bissel um dein Tanztalent beneidet habe? Wenn nicht, dann tue ich das jetzt. Als Jungschauspieler war mir das leider aufgrund des Gruppenzwangs zur Rivalität zwischen Theatertruppe und Kinderballett nicht möglich. Man wollte ja dazugehören. Sorry dafür. Weißt du noch, als du mich mit nach Binz zu Deinem Studienfreund- Kuckenburg hieß er, glaube ich zumindest, genommen hast. Es war so ein geiler Urlaub, da habe ich mich mit meinen 14-15 Jahren so erwachsen gefühlt. und meine Freiheit in vollen Zügen genossen, auch in der Nachtbar Zum Fass". Ich umarme dich jetzt ganz fest und bedanke mich dafür, dass du mir in den schlechten Tagen mit Gustav immer Trost gespendet hast und immer ein Ohr für mich hattest.
Und jetzt zu Dir, Jana. Du warst der Grund dafür, dass ich in die Gesellschaft eingeführt wurde. Du hast mich mit ins Theater geschleift, wo es mir so gut gefallen hat, dass ich viele Jahre als Küchenjunge, Schneeweißchen, böse Stiefschwester oder auch Haushofmeister über die Bretter, die die Welt bedeuten, stolzierte. Von Dir habe ich meine erste Zigarette bekommen, auch wenn's nur der Absicht diente, dich nicht zu verpetzen. Du hast mich mit zu deinen Freunden genommen, hast mir gezeigt, wie schön die Jugend ist.
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Wir hatten schon eine wundervolle Kinderzeit, geprägt durch wundervollste Eltern, die sich ein Kind nur wünschen kann. Ohne Dich, meine liebste Mutti und durch Paps wäre aus mir nicht das geworden, was ich war. Ihr habt mir gezeigt, wie wertvoll ein erfülltes Leben ist, welche Eigenschaften einen guten Menschen ausmachen und, dass man auch mit weniger materiellen Dingen das Glück erfahren kann. Ich verspreche dir hier und heute, dass ich mich mit Vati auf Wolke 7, Reihe 12 Sitz 26 und 27 regelmäßig treffen werde und wir dann gemeinsam von oben runter gucken, um Zu schauen, dass es euch allen gut geht, Ich denke auch, dass ab und zu Oma Else mal vorbeischaut - schließlich gibt es ja immer was zu erzählen. Dabei werden wir auch das eine oder andere Kaltgetränk zu uns nehmen- man gönnt sich ja sonst nichts.
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Jetzt komme ich zum Kapitel „Freundschaften“:
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Ich hatte das Glück, schon sehr früh ziemlich beste Freunde zu haben. Wie schön war es mit Bettina verkleidet in Nachbars Garten Birnen zu pflücken, leider ist diese Freundschaft in Teenager Zeiten zerbrochen. Dann folgten aber neue Freundschaften, mit denen ich wundervolle Zeiten erleben durfte.
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Als „Mitgift“ zu meinem Schatz, konnte ich Jens' Freunde auch zu meinen zählen. Ich wünsche mir, dass diese Freundschaften bestehen bleiben und ihr auch jetzt ab und zu mal nach Jens schaut.
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Und jetzt ganz persönlich an Sylke: Du bist ein ganz besonderer Mensch. Was haben wir für schöne Zeiten zusammen gehabt. Du warst Felix' persönliche Kinderkrankenschwester, immer eine verlässliche Freundin und eine Kumpeline zum Pferdestehlen. Als du in Zschopau gearbeitet hast, hatte ich fälschlicherweise angenommen, dass du ins Gebirge ausgewandert bist, und wir hatten uns aus den Augen verloren, obwohl du nur einen gefühlten Wurf von uns gewohnt hast. Umso glücklicher bin ich, dass unsere Freundschaft wieder aufgelebt ist. Ich bin dir so dankbar für deine Schulter, an die ich mich anlehnen durfte, wenn es mir beschissen ging, deine aufmunternden Worte, wenn ich einen Durchhänger hatte. Ich wünsche Dir alles Glück mit deinem Andre.
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Danke an alle Freunde, Bekannten Neffen, Nichten und alle die ich hier nicht persönlich anspreche, es gab immer Anekdoten und Erlebnisse, an die ich mich gern erinnere und drüber lache. Die könnt ihr nachher, in geselliger Runde, in Erinnerung rufen.
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So, mein Schatz - jetzt zu dir:
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Und im Jugendclub Gersdorf bist du mir damals 1987 über den Weg getorkelt. Das du mich nach diesem Abend, an dem du mit Wombel und Mausi eigentlich mit der Weißen Flotte über den Hegebach nach Hohenstein heimreisen wolltest, trotzdem wiedersehen wolltest, spricht ja eigentlich nur für mich. Oder? Jedenfalls hast du am Sonntag nach unserem feuchtfröhlichen Kennenlernen mit JO-WO-TO erstmal geschaut, wie ich aussah. So schlimm kanns also nicht gewesen sein, denn du hast mich ja behalten.
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Zu „Still loving you" haben wir das erste Mal miteinander getanzt. Das ist unser Lied.
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Von da an wars mit dem züchtigen Leben vorbei. Jedes Wochenende waren wir in irgendeiner anderen Dorfdisco. Trotz allem hat dich Vati für würdig gehalten, mein Freund zu sein und so durfte ich auch mit der ganzen Clique mit in den Urlaub fahren -Wohlenberger Wieck bei Wismar. Ein lustiger Urlaub mit unseren Freunden und jeder Menge alkoholischer Getränke, dem weitere Ausflüge, Urlaube und Unternehmungen folgten. Wir waren schon ein verrückter Haufen.
Nach knapp drei Jahren wars dann endlich so weit: ich bekam den romantischsten Heiratsantrag ever, nach einem Discobesuch an der Haustür in Oelsnitz:
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„Schatz Wenn ich von der Asche wiederkomme, wird geheiratet.“
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Wenn ich den Antrag damals wörtlich genommen hätte, wären wir heut immer noch nicht verheiratet, weil du ja, geschichtlich bedingt, gar nicht zur Armee eingezogen wurdest.
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Aber nichtsdestotrotz, wir haben geheiratet. Wie sagt man so schön, der schönste Tag im Leben - das stimmt so nicht ganz, denn ich hatte so viele schönste Tage. Die Hochzeit war, auch dank meines lieben Schwiegervatis, mit dem ich mich übrigens auch da oben treffen werde, ein wunderschöner Tag. Er hat mir in seiner grenzenlosen Güte mein Brautkleid bezahlt und nebenbei auch noch die ganze Hochzeitsparty.
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Ab diesem Tag ging dann alles seinen „katholischen“ Gang. Also Hochzeit, dann Hochzeitsreise nach Ungarn (ganz romantisch mit der ganzen Clique) und nach 9 Monaten war unser ganz großes Glück auf der Welt. Und weil er das größte Glück für uns war, haben wir unseren Wonneproppen Felix genannt.
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Unser Domizil auf dem Meinsdorfer Weg hatten wir uns gemütlich eingerichtet, du hattest in der Garage deinen Rückzugsort und Felix konnte sich im angrenzenden Wald und auf dem Grundstück austoben. Auf diesem Territorium haben wir uns auch bis 2002 aufgehalten, und haben, wir Ihr wisst, dort 3 Wohnungen ausprobiert.
Die Umzüge waren da eigentlich sehr praktisch - die Schränke wurden inkl. Inhalt von einer Wohnung in die andere getragen.
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Allerdings war dann unser Vermieter so dreist, die Miete exorbitant in die Höhe zu schrauben, so dass wir 2002 unser heutiges Heim kauften. Mit viel Schweiß, Arbeit und Liebe hast du diese alte Hütte in unser Zuhause verwandelt.
Ich denke so gern an unsere Urlaube zurück. Weißt du noch: die erste Flugreise nach Tunesien, oder unser Cluburlaub in der Türkei, dort hatten wir schon am ersten Tag unseren Spitznamen „Family katastroph" weg, nur weil du dich mit samt der Sonnenliege in die Rosenrabatte gestürzt hattest. Und dann war noch unser Campingurlaub mit Sylke und Lisa in Kroatien. Du als Hahn im Korb mit zwei Frauen und zwei Kindern. Ich weiß jetzt nicht mehr genau, ob du von den Nachbarcampern beneidet oder bedauert wurdest. Ist eigentlich auch egal, denn es war ein wunderschöner Urlaub. Ich sehe dich noch mit Sylke unsere 2 x 2m Luftmatratze in die Adria drücken, um das Leck zu finden, welches dazu führte, dass uns jeden Morgen die Luft ausgegangen war und wir auf dem harten Waldboden schliefen.
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Für dich war unser Italienurlaub am schönsten. Mit unserem 3er Golf, einem kleinen Zelt, Luftmatratze, Schlafsäcke, zwei Isomatten, dreimal Geschirr, ohne Navi und Autoatlas (den hatten wir zu Hause vergessen) über den Brenner an den Gardasee, nach Pisa und dann über Florenz nach Rimini. Für jeden, der es noch nicht kennt auf jeden Fall eine Reise wert. Man muss nur die Autobahnen meiden und über Land fahren- da ist die Toskana am schönsten. Und wenn's sein muss, kann man in Florenz auch den tollsten Espresso genießen-für umgerechnet damals aber 50 DM (inkl. Kola und 1x Bruschetta), heute kostet das dort bestimmt 75€. Auf unserem Ausflug nach San Marino hatte Felix es geschafft, mittels Erpressung (wenn ihr mir noch ein Pokémon kauft, lauf ich auch weiter) seine Jeans mit ca. 5 dieser Plüschtierchen zu schmücken.
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Es gibt so viel, was ich dir zu sagen hatte. Das Wichtigste weißt du eigentlich - ich liebe dich und wird es auch weiterhin tun.
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Mein lieber Schatz, ich weiß. wie schwer es für dich war, mit meiner Krankheit umzugehen, und wie schwer es für dich war und wahrscheinlich auch in Zukunft sein wird, darüber zu sprechen. Typisch Frau, sage ich dir, dass es für dich leichter wird, wenn du ab und zu mal deine Sorgen, Gefühle und auch Wut über die Lippen nach außen trägst. Ich bin mir sicher, dass es unter unseren Freunden und Verwandten immer jemanden gibt, der den Kummerkasten mimt und dich aufmuntert. Nimm die Hilfe an, igel dich nicht ein. Das Leben geht weiter - immer und irgendwie.
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Deine Auftragsbücher werden auch in Zukunft mit Punkten voll sein, die du erfüllen musst:
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Erste und wichtigste Aufgabe: Du bist Opa von zwei wundervollen Enkelkindern. Ich wünsche mir, dass du die beiden mindestens einmal in der Woche besuchst. Nimm dir die Zeit - es wird dir guttun und die beiden werden es dir danken. Sei für Felix und Sally immer da und hilf Ihnen, wenn sie deine Hilfe brauchen
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Zweitens: sei für deine Freunde da und pflege den Kontakt, nicht dass du mir zu Hause versauerst.
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Drittens: schau ab und zu mal nach meiner Mutti. Sie ist übrigens ein guter Zuhörer und sie freut sich bestimmt, wenn du mit ihr mal ein Bierchen trinkst.
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Viertens: nimm bitte jede Hilfe an, die dir geboten wird. Scheiß mal auf deinen Stolz.
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So und jetzt zu dir, Felix:
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Du bist, ganz der Vati, kein Mann der großen Worte. Aber wenn du was zu sagen hast, dann kurz und knapp auf den Punkt. Ich habe es dir schon oft gesagt, wie stolz ich auf dich bin. Wer hätte denn gedacht, dass der ruhige Junge, dem man alles aus der Nase ziehen musste, der durch ausgeprägten Drücketismus durch die Schulzeit schlenderte, mal ein Dipl. Ing. wird. Du hast es all den Zweiflern gezeigt. Auch wenn der Weg zu deinem beruflichen Erfolg durch meine Zwangsmaßnahmen", wie der Intensiv-Nachhilfeunterricht bei Jana oder die zwangsangeordneten Ferienjobs gepflastert war. Es hat ja was gebracht - oder?
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Wenn ihr mal Zeit und Lust habt, könnt ihr euch alle ja ab und zu die Videos aus deiner Kindheit anschauen - ich denke mal, dass Maddi begeistert sein wird, ihren Papa als kleine Jungen zu sehen, denn all die kleinen und großen Freuden, welche du mir und Jens beschert hast, hier aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen und ich weiß ja nicht, wie lange Ihr den Raum gemietet habt.
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Ich bin so glücklich, dass du mit Sally nicht nur eine wunderschöne, sondern auch liebevolle und intelligente Frau gefunden hast, Halt sie fest und erfüllt euch eure gemeinsamen Wünsche so gut es geht - Ihr seid als Familie etwas ganz Besonderes.
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Meine liebe kleine Mathilda, mein lieber kleiner Milan - euch beiden möchte ich sagen, dass ihr mein Glück komplettiert habt. Leider konnte ich nicht die Oma sein, die ich gern gewesen wäre, da hat mit der böse „Gustav“ einen Strich durch meine Lebensrechnung gemacht. Ich wäre so gern mit Euch durch die Welt getobt, hätte gern mit euch Fußball gespielt und so manchen Unsinn verzapft
Aber eins verspreche ich euch, wenn ich auf meiner Wolke sitze, schaue ich jeden Tag und jede Nacht runter und passe auf euch auf. Und wenn ihr zum Himmel raufschaut, knipse ich meine Taschenlampe an und lasse die Sternlein für euch leuchten.
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Bevor ich zum Ende meines Lebensrückblickes komme, muss ich mich noch aus tiefsten Herzen bei Tom, Michael, Carina und Irina bedanken. Ihr vier „Webers“ habt mir durch eure Unterstützung viele Sorgen genommen, die durch meinen „Mitbewohner“ verursacht wurden. Es ist heutzutage selten und schon gar nicht selbstverständlich, dass ein Arbeitgeber so lange an einem Mitarbeiter festhält, der nicht voll einsatzfähig ist.
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Ihr wurdet daher von mir für den 1. Platz als SUPER-Arbeitgeber nominiert.
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Genug der vielen Worte - ich verabschiede mich nun und wünsche mir von euch allen, dass ihr jetzt nicht traurig in der Runde sitzt, sondern die schönen gemeinsamen und lustigen Erinnerungen, welche uns verbinden zum Anlass nehmt, das Leben zu feiern.
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Tschüss - irgendwann sehen wir uns alle wieder
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Vielen Dank für die Anteilnahme.
Jens Fritzsche,
Karlstraße 1, 09337 Hohenstein-Ernstthal
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Felix Fritzsche,
Am Schulberg 18, 09337 Hohenstein-Ernsttahl
Felix.Fritzsche1@live.com
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